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Sunday 11 September 2011

Info Post
 Als Internet-Vielnutzer sehe ich es selten als nötig an mir Printmedien zu kaufen, wenn ich die darin enthaltenen Informationen aktuell(isiert) auf meinem Bildschirm abrufen kann. Besonders im Bezug auf Nachrichten und politische Diskussionen oder Ereignisse kann ich auf gängige Magazine verzichten. Da sich meine Interessen ansonsten eher auf die Medien Film und Serien im Bereich des Fantastischen stützen, kommen für mich auch nur die Magazine Deadline und X-Rated in Frage. Dort merkt man wenigstens, dass Leute aus Liebe zur Materie schreiben und nicht nur über aktuelle Blockbuster und den DVD-Einheitsbrei berichten, um Werbung zu drucken und die Sponsoren glücklich zu machen. Von anderen Zeitschriften wie der NEON, die mich laut demographischen Studien ansprechen sollten, fange ich lieber nicht an. Videospiele spiele ich äußerst selten und halte mich höchstens über Freunde auf dem Laufenden über aktuelle Titel.

Lange hat es gedauert bis ein Magazin auf dem deutschen Markt erschienen ist, welches mich in meinem Geek-Dasein anspricht, bestärkt und mir auf Augenhöhe begegnet ohne von einer Leserschaft auszugehen, die  nach Auffassung von Boulevart-Magazinen als ungewaschene Sozial-Phobiker zu betrachten sind, die sich ausschließlich über Social-Networks verständigen und aus Gründen von Bewegungsmangel und Vitamin-D-Entzug evolutionär gesehen den Nacktmullen angenähert haben und nie eine Freundin/ einen Freund haben werden.

Jetzt gibt es die „WIRED“ in Deutschland und der Rettung des Geek-Images in der BRD scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Um dem Geek in Sachen Styling ein wenig auf die Sprünge zu helfen wurde der Wired ein 300 Steiten starkes Werbeheft mit jeder Menge Reklame für Yuppie-Klamotten, -Uhren und anderem Kram namens „GQ“ beigelegt. Kleiner Scherz, die GQ ist natürlich nur dabei, damit die Wired beim Transport nicht kaputt geht.. 
Im Ernst: um dem Verkauf der Wired in Deutschland auf die Sprünge zu helfen, hat man sich dafür entschieden, die erste Ausgabe der GQ bei zulegen. Eine Entscheidung die in Sachen Gender-Politik manch einem im Vorfeld sauer aufgestoßen ist, jedoch Sinn macht wenn man bedenkt, dass die Codre Nast Gruppe in Deutschland sonst nur noch die Vogue, die Glamour und dergleichen verlegt und das Geekdom hierzulande sich (leider) noch zu einem Großteil aus potenziellen Käufern männlichen Geschlechts zusammensetzt.

Auf diesem Wege kann sich die Wired über eine hohe Startauflage und die GQ über ihren umsatzstärksten Monat in diesem Jahr freuen. Die Dame am Bahnhofskiosk scherze nämlich auch schon als ich mit dem Heft an der Kasse stand: „Hö, alle kaufen die GQ nur wegen der WIRED“! Bezeichnend.

Die erste WIRED kommt mit prall gefüllten 130 Seiten daher und weiß auf Anhieb zu gefallen ohne aufdringlich oder gekünstelt zu wirken. Kein überladens Layout oder überkandidelt formulierten Berichte, die von jemandem verfasst wurden, der „nur seinen Job erledigt“ ohne Ahnung von der Materie zu haben, stechen dem geneigten Leser ins Auge. Die Befürchtung, man könne es hier mit einem Heft zu tun haben, das nur auf McDanalds-artige vorgefertigte Happen zurückgreift und allein auf Massenkompatibilität setzt, war zum Glück unbegründet. Stattdessen findet man Texte zu technischen Innovationen, Kultur und Wirtschaft, die sich eines Tons bedienen, der nie zu steif wirkt und auch nie ins flapsige oder gar angestrengd lockere absackt.
Zur Einführung in die Materie gibt es sogar einen schönen Text über den Geek an sich und dessen Stellenwert in der Gesellschaft von heute.

Dem Feedback von Freunden nach zu urteilen bin ich auch nicht der erste, der positiv von der ersten WIRED überrascht ist, nicht nur hat Simone aus der ständig gut besuchten Brainbar einen guten Eindruck von der WIRED davon getragen, auch Freunde, denen ich das Heft bei einem Zusammensitzen am Freitag gezeigt habe, ließen sich das gute Stück nur schwer wieder entreißen. Die Zielgruppe scheint also schon mal auf den Geschmack gekommen zu sein. Nun liegt es an den Machern das Niveau zu halten oder gar zu steigern, um der deutschen WIRED ein langes Leben im Land der Dichter und Denker zu garantieren.

Hier noch der Link zum offiziellen Blog der WIRED und der zum Facebook-Profil.

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